
Du trittst ein. Es ist der Gemeindesaal in der Friesenstraße 27a. Es ist Freitagabend. Ein freundlicher Mensch, nennen wir sie Anja, begrüßt dich und bittet dich ein Namensschild zu beschriften. Sobald das an deinem Hemd hängt, weist Anja dich weiter im Raum: „Dort hinten hat Klaus bestimmt eine Aufgabe für dich.“ Im Eingangsbereich singen schon fünf Leute ein Lied. Klaus hat tatsächlich Aufgaben: „Deck doch bitte den Tisch, hier sind Becher, dort Löffel, Gabeln brauchen wir auch noch ...“
Gelandet bist du an Lydias Tisch, in der Dinner-Church 3f. Singend bilden alle um die Tische einen Kreis, Kerzen in den Händen. Axel, der Pastor, sagt die Worte zum Abendmahl, aber nur bis zum Brot-Wort. Von dem dampfend-duftenden Brot bricht jede*r für ihre/seine Nachbar*in ein Stück ab und reicht es ihr/ihm: „Klaus, Anja, Hanna, Brot des Lebens für dich“. Die direkte Ansprache mit deinem Namen berührt dich. Danach gibt es Salat und Bohnen, den Rest des Brotes, dazu Wasser und Traubensaft. Du unterhältst dich mit den Menschen rechts und links von dir. Gegen Ende des Essens beginnt die Predigt. Manche kauen noch, aber weil die Predigerin, Hanna, nur 2 Meter entfernt steht, ist die Konzentration hoch. Nach einem weiteren Gesang schieben alle die Teller etwas in die Mitte. Warum, merkst du gleich: Für die Fürbitten, laut oder leise, fassen sich die Tischrunden an den Händen. Du siehst Gebetskarten vor dir; heute sagst du einen Namen laut, für den du betest; deine Nachbarin drückt kurz deine Hand. Dann sagt Axel, der Pastor, „Guck bitte, ob in deinem Becher noch etwas Traubensaft ist.“ Du stehst auf, Axel sagt die Wein-Worte des Abendmahls. Ein kurzer Schluck aus deinem Becher: Gemeinschaft mit allen an deinem Tisch, mit allen die Hunger haben, Gemeinschaft mit Gott.
Wir fegen den Raum und wischen, du trocknest in der Küche das Besteck ab. Wenn alles sauber und in den Schränken ist, stimmt Axel ein letztes Lied an. Du verabschiedest dich und gehst hinaus auf die Friesenstraße. Es ist kalt, dein Herz glüht.
Wir freuen uns auf Dich an Lydias Tisch, zur ersten Dinner-Church 3f.
Hanna Jacobs und Axel Kawalla