Abschied von Pastor Jürgen Kemper

Nachricht Dreifaltigkeitskirche, 04. Juni 2023

Fast 30 Jahre Pastor in Dreifaltigkeit

Am 1. Dezember 1993 trat Pastor Jürgen Kemper seinen Dienst in der Dreifaltigskeitsgemeinde an. Und nun - nach 29 Jahren und 7 Monaten - werden wir ihn beim Gemeindefest am 4. Juni 2023 in den wohlverdienten Ruhestand verabschieden. So richtig vorstellbar ist es nicht, dass er nicht mehr am Altar, am Lesepult, am Taufbecken oder auf der Kanzel steht, nicht mehr im Talar mit Gitarre unterm Arm zwischen Kirche und Gemeindehaus pendelt, nicht mehr mit dem Mikrophon in der Hand Veranstaltungen moderiert und Gesprächskreise leitet. Auch wenn es schwerfällt, wir werden uns daran gewöhnen müssen.

Ich habe mich in der Gemeinde umgehört: Viele sagen, Dreifaltigkeit wäre ohne Pastor Kemper nicht die Gemeinde, die sie heute ist. Er hat sie geprägt und gemeinsam mit allen haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitenden sich entwickeln lassen zu einer aktiven, lebendigen, diakonischen, zusammenhaltenden und feiernden Gemeinde, in der sich alle Generationen wohlfühlen. Ihm war es immer ein Anliegen, dass seine Kirche ihre Türen öffnet für alle Menschen, die auf der Suche sind nach Gemeinschaft, nach Spiritualität und Glaubenstiefe, nach Zuspruch und Unterstützung.

Heute gehören viele Menschen zu Dreifaltigkeit, die auf eine lange Lebensbegleitung durch Jürgen Kemper zurückblicken. Trauung, Taufe und Konfirmation der Kinder und Enkel, Begleitung beim Abschied von den eigenen Eltern, die Gestaltung von Silberhochzeiten, goldenen Konfirmationen, Zuspruch in persönlich wichtigen Entscheidungen - vertrauensvolle Gespräche und berührende Ansprachen, „große Hilfe in dunklen Tagen“ bleiben in dankbarer Erinnerung.

Immer wieder höre ich, dass man seine Predigten vermissen wird. Stellvertretend für Viele folgende Formulierung: „Seine Gabe, einen biblischen Text in unsere Lebenswirklichkeit zu stellen und einen mit seinen Worten zu packen, das war und ist für mich Trost und Bestärkung.“

Als Jürgen Kemper seinen Dienst in Dreifaltigkeit begann, lag ein Jahr Dienst im Lutherischen Kirchenamt hinter ihm. Er hatte sich sehr bewusst wieder für das Gemeindepfarramt entschieden – und jeder, der ihn kennt, weiß, dass das eine gute Entscheidung war, sowohl für ihn selber als auch für die Dreifaltigkeitsgemeinde. Von Anfang an war Gemeindeaufbau einer der Schwerpunkte seiner Arbeit. Die Gründung eines Kinderchores, Kinder- und Familienfreizeiten, die Begleitung der beiden Kitas haben Kinder und Eltern ins Gemeindeleben eingeladen. Viel ehrenamtliches Engagement ist daraus erwachsen.

Ein besonderes Highlight war die Einführung des Krippenspiels in Anlehnung an ein Krippenspiel aus seiner Heimatgemeinde. Viele kleine Engel in weißen Gewändern haben gemeinsam mit Erwachsenen in verschiedenen Rollen die frohe Botschaft von der Geburt Jesu in die Kirche und zu den Gottesdienstbesucher*innen getragen - Jahr für Jahr „...unterwegs mit Maria“. Mit Unterstützung seiner Frau Marion Meier-Kemper und einem Team erwachsener Ehrenamtlicher wurden Texte und Lieder jedes Jahr etwas verändert und zu einem Musical umgewandelt. Aber die Botschaft blieb dieselbe. Alle, die wollten, durften mitmachen, und jedes Jahr ist es Pastor Kemper gelungen, eine Maria, einen Joseph und ein echtes Jesusbaby zu finden. Ja, und auch die Pandemie hat das Krippenspiel überlebt!

Die Gründung des Gospelchores als Ergebnis einer Familienfreizeit hat viele Sänger und Sängerinnen in Dreifaltigkeit zusammengeführt. Anfänglich von Pastor Kemper selber geleitet, besteht der Chor inzwischen unter wechselnder Leitung nun schon viele Jahre und bereichert Gottesdienste und Gemeindefeste. Und im Bass ist Jürgen Kemper „auch dort ein Fels und eine wichtige Stimme“.

Alle ehemaligen und aktuellen Hauptamtlichen schätzen Pastor Kemper als wertschätzenden empathischen Kollegen und Gesprächspartner. Insbesondere die Leitungen der Kitas sind für seine direkte Ansprechbarkeit und Unterstützung sehr dankbar.

Es war und ist Pastor Kemper stets wichtig, viele Menschen aus der Gemeinde dazu zu bewegen, Verantwortung im Miteinander zu übernehmen. Im Sinne des „Priestertums aller Gläubigen“ hat er vielen dazu Mut gemacht und es ihnen auch zugetraut. So gibt es Gottesdienste, die vom Lektorenkreis selbständig entwickelt und geleitet werden, Ehrenamtliche, die das freitägliche Abendgebet leiten, oder Menschen, die auf Nachfrage eine Patenschaft für jemanden übernommen haben. Das in sie gesetzte Vertrauen hat viele berührt. Gegenseitiger Respekt, Vertrauen und Unterstützung kennzeichneten Jürgen Kemper als „Lebensbegleiter“ in der Kirchengemeindearbeit, oft über einen langen Zeitraum hinweg.

Bei allem innergemeindlichen Engagement war es Jürgen Kemper auch immer wichtig, die Gemeinde und seinen Glauben im Kontext des Stadtteils, der aktuellen politischen Lage im Stadt-, Land- und Weltgeschehen zu sehen und an der passenden Stelle auch politisch Stellung zu beziehen. So war er auch gemeinsam mit Gemeindegliedern bei verschiedenen Demonstrationen anzutreffen.

Die Gemeinde wird Jürgen Kemper vermissen, aber mit großer Dankbarkeit an ihn zurückdenken.

Deine Gemeinde, alle Hauptamtlichen und der Kirchenvorstand wünschen Dir, lieber Jürgen Kemper, einen guten Start in den neuen Lebensabschnitt. Genieße die neue Freiheit und Zeit für Dich und Deine Frau Konstanze. Gottes Segen möge Euch begleiten und immer dann spürbar werden, wenn Ihr ihn besonders braucht!

Claudia Löhrmann (Vorsitzende des Kirchenvorstands)

„Es wird Zeit für mich zu gehen ....“

Dieses Lied von Reinhard Mey habe ich immer gern gesungen - nun ist es genau das, was ich jetzt zu sagen habe. Wenn ich an meinen Eintritt in den Ruhestand denke, erfüllt mich vor allem eine tiefe Dankbarkeit. Ja, ich gebe gern zu, ich bin auch dankbar, dass ich es dann „geschafft“ und keine dienstlichen Pflichten mehr habe! Es ist aber noch mehr die Dankbarkeit für ganz vieles, was ich den zurückliegenden Jahren in der Dreifaltigkeitsgemeinde erleben konnte. Und das hat mit Euch und mit Ihnen zu tun, die Ihr diese Zeilen lest (oder Euren Kindern vorlest).

Es hat mit Euch Kindern zu tun, die ich in den Kitas, im Kinderchor, Krippenspiel, Gute-Nacht-Kirche oder auf Freizeiten begleiten konnte. Mit Euch Jugendlichen, die ich im Konfirmandenunterricht erlebt habe, als Teamer*innen, in mehreren Formationen von Jugendbands oder bei Euren Konfirmationen. Gerade Ihr Kinder und Jugendlichen habt mir viel Freude an meiner Arbeit gegeben und das Vertrauen, dass die Kirche und der Glaube an den Gott Jesu Christi eine Zukunft hat. Denn ich konnte Euer Interesse, Eure Fragen und Eure Hoffnungen kennenlernen. Danke!

Das hat mit Euch Erwachsenen zu tun, Frauen und Männern in Gottesdiensten und Gesprächsgruppen, Elternabenden und Chören, bei Festen und Freizeiten, in vielen einzelnen Gesprächen, in der Seelsorge, bei Taufen, Trauungen und Beerdigungen. Ich konnte erleben, dass der christliche Glaube nicht fern von unserem Alltagsleben ist, sondern mittendrin seine Spuren und Impulse hinterlässt, auch wenn diese manchmal mit Leid, Schmerz und Konflikten zu tun haben.

Und das hat mit Euch Mitarbeitenden zu tun, hauptamtlich oder ehrenamtlich, Vikar*innen, Diakon*innen, Musiker*innen: wenn ich zurückdenke, merke ich, was für ein großes Geschenk es war, so viele engagierte, verantwortungsvolle und liebenswürdige Menschen kennenzulernen und mit ihnen zusammenarbeiten zu können in der Runde der Mitarbeitenden, in den Kitas, im Kirchenvorstand, in der Stiftung und im Verein für Kinder und Jugend, im Gestaltungsraum mit den Nachbargemeinden, in der Blickpunkt-Redaktion und im Kolleg*innenkreis. Bei all dem denke ich auch an Viele, die schon nicht mehr dabei sind, aber der Gemeinde und auch mir persönlich viel gegeben haben!

Bleibt also behütet, Ihr alle, und achtet darauf, dass die Kirche immer eine offene Tür hat und von einem einladenden Licht erleuchtet wird. Denn auch in Dreifaltigkeit liegt vielleicht manches daran (wie der Dichter schrieb), „...dass man von draußen meint, dass in Euren Fenstern das Licht wärmer scheint.“

Euer Pastor Jürgen Kemper

Spenden statt Geschenke

Anstelle von Geschenken zu seiner Verabschiedung bittet Pastor Kemper um Zuwendungen für die Stiftung Dreifaltigkeitskirche. Mit Ihren Spenden und Zustiftungen soll auch in den kommenden Jahren eine Pastorenstelle in unserer Gemeinde gesichert werden.